Erstellt am: 10.01.2020
Im ländlichen Raum muss man sich viel Mühe geben, um Azubis zu findenDer Arbeitskreis SCHULEWIRTSCHAFT Neckar-Odenwald-Kreis (AKSW NOK) besuchte zum ersten Mal im laufenden Schuljahr ein interessantes Unternehmen der Region, um sich über dessen Ausbildungsangebote zu informieren: die Aurora Konrad G. Schulz GmbH & Co. KG in Mudau im Odenwald.
Ziel des Arbeitskreises, den es in allen Bundesländern gibt, ist es, Vertreter der Institutionen, die Schülerinnen und Schüler bis zur Ausbildung führen, mit Vertretern der ausbildenden Betriebe in Gespräch zu bringen. Diese Kooperation arbeitet im Neckar-Odenwald-Kreis seit einigen Jahrzehnten und hat in dem gemeinsamen Bemühen, Schülerinnen und Schülern einen guten Übergang ins Berufsleben zu ermöglichen, bereits viele Aktionen und Überlegungen ins Rollen gebracht.Bei Aurora begrüßte der Vorsitzende des AKSW-NOK, Martin Eck, die zahlreichen Teilnehmer aus den Schulen und von der Arbeitsagentur. Aurora produziert und liefert Komponenten, Geräte und komplette Anlagen zur Heizung, Lüftung und Klimatisierung von Nutzfahrzeugen im Premiumbereich. Busse, Bau- und Landmaschinen z. B. von WrightBus, MAN, Daimler, CAT, Claas, John Deere oder Terex sowie Spezial- und Militärfahrzeuge nutzen die Klimatechnik von Aurora. Am bekanntesten dürfte wahrscheinlich der Londoner Doppeldecker-Bus sein, der ebenfalls mit Aurora-Technik unterwegs ist.Gegründet 1930 in Leipzig, war das Unternehmen 1965 an den heutigen Standort umgezogen – wegen der "guten Luft" im Odenwald, die der damalige Firmeninhaber sehr schätzte. Aurora beschäftigt in Mudau 350 Mitarbeiter, weltweit sind es 520, die im Schnitt über 17 Jahre betriebszugehörig sind. Die niedrige Fluktuation spricht für ein gutes Betriebsklima. Das Unternehmen wächst heutzutage durch Zukauf von Unternehmen, vor allem im Ausland.Rund acht Prozent des Umsatzes, der in 2019 bei rund 64 Millionen Euro liegen dürfte, investiert das Unternehmen in Forschung und Entwicklung. So wurde ein zukunftsweisendes Wärmepumpensystem für Elektrobusse entwickelt und zur Serienreife gebracht, mit dem die Reichweite von Stadtbussen im Winterbetrieb bei Zero-Emission und ohne Komfortverlust um über 50 Prozent erhöht werden kann.Zu den in Mudau produzierten Komponenten gehören u. a. Bedieneinheiten, Düsen, Seiteneinstiegsheizer, Luftverteilerplatten, Aufdach-Klimaanlagen, Verrohrungen, Kompressoren, Seitenwandheizer, Untersitzheizer und Frontklimageräte.Engagement für Ausbildung im strukturschwachen RaumDie Mitarbeiter vor Ort sind in erster Linie Ingenieure und Techniker und CAD-Arbeitsplätze. Aurora wird in den nächsten zehn Jahren 30 Prozent der Mitarbeiter altersbedingt ersetzen müssen. Um den auf dem strukturschwachen Land mit leider schlechter ÖPNV-Anbindung dringend benötigten Nachwuchs zu sichern, engagiert sich das Unternehmen stark in der Ausbildung. Ausbildungsbotschafter, die an Werkrealschulen und Gymnasien der Region auf die Ausbildung aufmerksam machen sollen, Infoveranstaltungen an Schulen in höheren Klassenstufen, die Teilnahme an Ausbildungsbörsen, Schulkooperationen und die Mitarbeit im AKSW gehören ebenso zu den Anstrengungen wie das Angebot von Schülerpraktika und die Durchführung von besonderen Azubi-Projekten für die bereits beschäftigten Auszubildenden.Diese Azubi-Projekte sind vielseitig aufgestellt und umfassen beispielsweise den Facebook-Auftritt des Unternehmens, den Dreh eines Imagefilms, ein Umweltprojekt, die Umgestaltung der Kantine und das Thema Photovoltaik.Damit will man auch als Ausbildungsunternehmen attraktiv genug sein, um gegen die Konkurrenz anderer Unternehmen in nahe gelegenen Stadtgebieten mit besserem ÖPNV zu bestehen. Aurora stellt für Azubis, die nicht aus der Nähe stammen, zwei Wohnungen zur Verfügung. Außerdem gibt es seit dem Sommer 2019 ein Azubi-Mobil, das alle Azubis, die einen Führerschein besitzen, für den Weg in die Schule, zur Arbeit und auch privat nutzen dürfen.Teambuilding-Maßnahmen stehen für die Azubis ebenso auf dem Programm wie die Versorgung mit Obst und der Kantinenbesuch – beides für die jungen Leute kostenlos. Frühzeitig wird erkannt, wenn Azubis Unterstützung wie etwa Nachhilfe benötigen oder eine dreijährige Ausbildung im Einzelfall auf zwei Jahre reduziert werden könnte.Die angebotenen Ausbildungsberufe (m/w/d) umfassen Industriekaufleute, Maschinen- und Anlagenführer, Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik, Fachkräfte für Lagerlogistik, Konstruktionsmechaniker, Mechatroniker, Fachkräfte für Metalltechnik, Technische Produktdesigner sowie den BA-Studiengang Mechatronik.Derzeit lernen 20 Azubis sowie ein dualer Student bei Aurora. Zwei der Azubis sind junge Frauen, im klassischen "Männerberuf" auch heute leider noch keine Selbstverständlichkeit, wie Aurora-Ausbildungskoordinator Ralf Kern im AKSW betonte. In den letzten 25 Jahren wurden 91 Prozent der Azubis übernommen. Man tue sich aber schwer, geeignete Mitarbeiter für die Fertigung zu gewinnen, so der Ausbildungskoordinator. Die Azubi-Stellen plant er daher mit zehn Jahren Vorlauf – einkalkuliert wird dabei auch die übliche Fluktuation und bevorstehende Eintritte ins Rentenalter.Im nächsten Jahr wird Aurora anlässlich eines großen Firmenjubiläums den eindrucksvollen M+E-InfoTruck zu Besuch haben. Der Truck informiert erlebnisorientiert über die Ausbildungsmöglichkeiten und Berufsbilder in der Metall- und Elektro-Industrie. An anschaulichen Experimentierstationen erleben Jugendliche die „Faszination Technik“ – praxisnah und intuitiv. Anlässlich des AKSW-Treffens lud das Unternehmen die Schulen der Region zu einem Besuch des Trucks ein.Der Repräsentant von BBQ Thomas Wießler, der den Arbeitskreis im Auftrag des Arbeitgeberverbands Südwestmetall unterstützt, bedankte sich bei Ralf Kern für den interessanten Nachmittag und lud alle Interessierten zum nächsten Treffen bei der GMEINDER LOKOMOTIVEN GmbH in Mosbach am 13. Februar ein.