Geschichte der Bezirksgruppe Rhein-Neckar-Odenwald

Die heutige Südwestmetall-Bezirksgruppe Rhein-Neckar-Odenwald ist aus mehreren Vorgängerorganisationen heraus entstanden. Hier erfahren Sie mehr über ihre Geschichte.


Die Vorläufer (I): Bezirksgruppe Heidelberg

Eine der beiden Vorläufer der heutigen Bezirksgruppe Rhein-Neckar-Odenwald des Verbandes war die Bezirksgruppe Heidelberg.

In Heidelberg kannte Dr. Karl Winter noch aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg beim Verband der badischen Metallindustrie in Mannheim die Unternehmen. Nach den Wirren des Zusammenbruchs versammelte er die wenigen im Bereich der Industrie- und Handelskammer Heidelberg vorhandenen Industriebetriebe. Ohne institutionellen Zusammenschluss, der in der Situation der Besatzung und in den ersten Jahren der neuen Bundesrepublik zahlreicher Formalien bedurft hätte, tauschte man Informationen aus.

Als sich in Stuttgart die nordbadischen und nordwürttembergischen Metallindustriellen zum neuen Verband zusammentaten, stellte man in Heidelberg die geplante Gründung eines eigenen Vereins zurück. Man hielt Kontakt zu den Stuttgarter Kollegen und war im Übrigen in jedem Industrieunternehmen für sich mit dem Ausbau beschäftigt. Dr. Winter organisierte die wenigen Aufgaben, die einen Verband betroffen hätten, zusammen mit seiner Frau im Eigenbetrieb. Wie die wirtschaftliche Basis dieser Arbeitsgemeinschaft bewerkstelligt wurde, lässt sich aus den Annalen nicht mehr herauslesen.

Die in dieser Form aktive, nicht rechtsfähige sozialrechtliche 'Arbeitsgemeinschaft der Arbeitgeber' für den Handelskammerbezirk Heidelberg kam dann am 26. März 1953 zusammen, um sich auch als Bezirksgruppe Heidelberg des Verbandes württemberg-badischer Metallindustrieller zu konstituieren. Die Überlegungen zur Neugründung eines eigenen badischen Metallverbandes wurden fallengelassen. Dies war für die selbstbewussten badisch-odenwälderischen Metallunternehmer damals keine leichte Entscheidung.

Zum ersten Vorsitzenden der Bezirksgruppe Heidelberg wurde Dr. Hanns Marqier von den Süddeutschen Metallwerken in Walldorf gewählt. Die Inhaber der Herdfabrik Wertheim, Maschinenfabrik Diedesheim, Federnfabrik Schmitthelm und Waggonfabrik Heidelberg waren die weiteren Mitglieder des Vorstandes.
In Heidelberg waren immerhin bereits wieder 33 Metallfirmen von Tauberbischofsheim im Nordosten über Sinsheim im Süden und Weinheim im Norden entstanden.

Aus der Ein-Mann-Geschäftsstelle der ersten Stunde wurde ein Bezirksgruppen-Büro, dessen Geschäftsführung bis 1965 Dr. Karl Winter innehatte. Eine Besonderheit war die Vielzahl von Referendaren, die von der benachbarten juristischen Fakultät der Universität Heidelberg hervorgegangen waren und noch viele Jahre den Nachwuchs sicherten. 1966 übernahm Milan Langhoff die Geschäftsführung.

Der Nachfolger des Gründungsvorsitzenden wurde Dipl.-Ing. Franz Strunk von der Neuen Magdeburger Werkzeug-Maschinenfabrik in Sinsheim, dem Fred Hübner von der Kraftanlagen AG, Dr. Georg W. Reinhard von der Maschinenfabrik Diedesheim, Dr. Karl Hellmuth von der Kraftanlagen AG und seit 1977 Dr. Hilmar Dosch vom größten Mitgliedsunternehmen im Bezirksgruppengebiet, der Heidelberger Druckmaschinen AG, folgte.

Der Beratungs- und Betreuungsaufwand wuchs beträchtlich, so dass 1971 ein zweiter und 1975 ein dritter Jurist eingestellt werden musste. Ein Domizil fand das Büro im Haus der Organisation der gesamten Heidelberger Wirtschaft, der Industrie- und Handelskammer. Aus einer Arbeitsgerichtskammer für den gesamten Bezirk wurde eine Riege von sechs Berufs-Arbeitsrichtern mit einer entsprechenden Zahl von Kammern. Aus 16 arbeitsgerichtlichen Verfahren im ältesten noch aktenmäßig nachvollziehbaren Jahr 1966 wurden 405 neu eingegangene Prozesse im Jahr 1987. Nachdem zu Beginn noch typische Fragen des Aufbaus, wie die Anwendbarkeit einer Arbeitsordnung aus der Zeit vor 1945, das Beratungsgeschehen bestimmten, traten im Lauf der Jahre neben den allgemein arbeitsrechtlichen Fragen immer mehr die Fragen der Tarifanwendung in den Vordergrund.

Tarifauseinandersetzungen und Arbeitskämpfe wirkten sich auch in Heidelberg aus. Naturgemäß waren die ländlichen Bezirke im hinteren Odenwald weniger betroffen als das an Mannheim angrenzende Stadtgebiet. Es bedurfte stets besonderer Anstrengungen, die für das gesamte Verbandsgebiet ausgehandelten Tarifbedingungen auf die Besonderheiten des Raumes der Bezirksgruppe zu übertragen, zumal sich die durch Universität, Dienstleistung, Land- und Holzwirtschaft geprägte Region zum Industrieraum Rhein-Neckar-Odenwald entwickelt hatte. Fast 30.000 Mitarbeiter hatten Arbeitsplätze in der Metallindustrie dieser Region. Von Oktober 1979 an bis 1991 war Bernhard Kühlewein, von 1992 an Heinz Zuberer Geschäftsführer der Bezirksgruppe.

 

Die Vorläufer (II): Bezirksgruppe Mannheim

In Mannheim konnten die Gewerkschaften nach dem Zusammenbruch 1945 sehr schnell mit dem Aufbau ihrer Organisation beginnen. Dem ersten Versuch zur Gründung eines Arbeitgeberverbandes, der schon im Jahr 1945 in Mannheim auf gemischtgewerblicher Basis unternommen wurde, blieb hingegen der Erfolg versagt. Da zunächst nur fachliche Organisationen gestattet waren, bildeten die Wirtschaftsverbände der eisen- und metallverarbeitenden Industrie die 'Sozialrechtliche Fachgemeinschaft Metall für Nordwürttemberg und Nordbaden' mit Sitz in Stuttgart. Die Gründung einer Bezirksgruppe für den Stadt- und Landkreis Mannheim wurde am 4. Juli 1947 in Mannheim beschlossen und im August 1947 von dem Beirat der Fachgemeinschaft genehmigt.

Nachdem die Vorbehalte der Militärregierung gegen die Bildung von Arbeitgeberverbänden weggefallen waren, wurde das Provisorium der Sozialrechtlichen Fachgemeinschaft Metall aufgelöst und am 18. Dezember 1947 der Verband Württ.-Badischer Metallindustrieller e. V. gegründet. In einer Versammlung, zu der sämtliche im Stadt- und Landkreis Mannheim ansässigen Betriebe der eisen- und metallverarbeitenden Industrie eingeladen waren, beschlossen die 69 beteiligten Firmen am 20. Januar 1948 die Gründung der Bezirksgruppe Mannheim. Bereits im Protokoll der konstituierenden Sitzung tauchen als Gründungs-, Vorstands- und Ausschussmitglieder die Namen jener Männer auf, die einen besonderen Platz in der Geschichte des VMI einnehmen: Dr. Walter Raymond, Heinz Vögele, Dr. Fritz L. Reuther, Richard Mariaux.

Im Tätigkeitsbereich der Bezirksgruppe des Jahres 1948 wird der Abschluss und die Durchführung der ersten tarifvertraglichen Nachkriegsregelungen herausgehoben. Das waren die noch durch die Fachgemeinschaft abgeschlossene Urlaubsvereinbarung für Arbeiter vom 19. August 1947, der nach langen und schwierigen Verhandlungen zustande gekommene Lohntarifvertrag vom 9. April 1948, ein Sonderabkommen vom 13. Mai 1948 für die Gießereien mit der Festlegung eines um 20 Prozent gehobenen Lohnniveaus für die Gießereiarbeiter, die im Rahmen einer 'Sozialrechtlichen Arbeitsgemeinschaft der Industrie' geführten Urlaubsverhandlungen für die Angestellten, die Aufnahme von Gehaltsverhandlungen, über die im Hinblick auf die Währungsreform nur mehr eine grundsätzliche Verständigung über die Anhebung der unteren Gehaltsgruppen am 2. August 1948 erzielt wurde, und schließlich das Abkommen vom 26. Oktober 1948 über eine zehn- bzw. achtprozentige Beihilfe auf die Ist-Verdienste der männlichen bzw. weiblichen Lohnempfänger, wobei der Text deutlich macht, wie stark die Menschen unter den sich fortlaufend erhöhenden Lebenshaltungskosten litten.

Daneben liefen im Rahmen der Sozialrechtlichen Arbeitsgemeinschaft der Industrie zentrale Verhandlungen mit den Gewerkschaften über eine Muster-Betriebsvereinbarung, die Mitte Juli 1948 zu Ende gebracht wurde und deren Ergebnis sich der gewerkschaftliche Industrieverband Metall am 10. August 1948 anschloss.

Schon im Herbst 1947 begann die Auseinandersetzung über einen weitgehenden Gesetzesentwurf des württemberg-badischen Arbeitsministers über das Mitbestimmungsrecht der Betriebsräte in sozialen, personellen und wirtschaftlichen Angelegenheiten.

 

Einen Einblick in die Nachkriegssituation gibt der Geschäftsbericht bei der Schilderung des ersten Streiks in Mannheim:

'Am 3. Mai 1948 trat nach Bekanntwerden der Nichtbelieferung der Schwer- und Schwerstarbeiterzulagekarten mit Fleisch und Kartoffeln in einer Reihe von Mannheimer Betrieben eine Unruhe auf, welche im Laufe des Tages zunächst in den Betrieben Bopp & Reuther, Daimler-Benz, Schiffs- und Maschinenbau A.G., späterhin auch noch bei den anderen Firmen zur Arbeitsniederlegung führte. Die Vorgänge, welche allen noch in guter Erinnerung sind, führten zu einer Verhandlung zwischen unserer Bezirksgruppe und dem gewerkschaftlichen Industrieverband Metall. In dieser Verhandlung wurde zunächst die Einstellung der Akkordarbeit bis auf weiteres und eine allgemeine Verkürzung der Arbeitszeit auf 40 Stunden pro Woche verlangt. Zur Beilegung des Streikes wurde, nachdem die vorübergehende Abschaffung der Akkordarbeit als ganz undiskutabel bezeichnet wurde, schließlich unsererseits eine Erklärung dahingehend abgegeben, dass wir gegen eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit um zweieinhalb Stunden keine Einwendungen erheben wollten. Dabei wurde jedoch eine Vergütung für die ausfallende Arbeitszeit abgelehnt. Die Arbeitszeitverkürzung wurde als vorübergehende Maßnahme bis Ende Juni 1948 befristet.

Um der Arbeitnehmerschaft zu beweisen, dass von Arbeitgeberseite durchaus Verständnis für den damaligen Notstand vorhanden war, wurde, unter der Voraussetzung einer ungestörten Fortsetzung der Arbeit in den Betrieben, die Gewährung einer einmaligen außerordentlichen Beschaffungsbeihilfe in Höhe von 20 Reichsmark für die Schwerstarbeiter und 15 Reichsmark für die übrigen Arbeitnehmer gutgeheißen.' Ende des Jahres 1948 hatte die Bezirksgruppe schon 94 Mitgliedsfirmen mit rund 21.000 Beschäftigten.

 

Vorsitzende der Bezirksgruppe Mannheim:

1948– bis 1957: Dr. Konrad Schuster (BBC Brown Boveri AG, Mannheim)

1957– bis 1962: Heinz Vögele (Joseph Vögele AG, Mannheim)

1962– bis 1977: Dr. Fritz L. Reuther (Bopp & Reuther GmbH, Mannheim)

1977– bis 1978: Richard Mariaux (BBC Brown Boveri AG, Mannheim)

1978– bis 1994: Dr. Harald Maurer (BBC Brown Boveri AG, Mannheim)

ab 7. Juni 1994: RA Klaus Hermann (John Deere European Office)


Geschäftsführer der Bezirksgruppe Mannheim:

1948 bis 1950: Friedrich Neff

1950 bis –Mitte 1984: Dr. Hans Gutike

Mitte 1984– bis Ende 1994: Dietrich Hecker

Anfang 1995 bis Ende 1996: Heinz Zuberer

März 1997 bis Juni 2019: Norbert Johnen

seit 01. Juli 2019: Arnd Suck

 

Bezirksgruppe Rhein-Neckar

Die Bezirksgruppe Rhein-Neckar ging aus der zu Beginn des Jahres 1995 vollzogenen Fusion zweier ehemaliger Bezirksgruppen des damaligen Verbandes der Metallindustrie Baden-Württemberg e. V. (VMI) hervor, nämlich der Bezirksgruppe Heidelberg und der Bezirksgruppe Mannheim. Sie zählt, gemessen an der Anzahl der Mitgliedsfirmen und der dort Beschäftigten, zu den größeren Bezirksgruppen des Verbandes.

 

Die neue Bezirksgruppe Rhein-Neckar – Konzentration der Kräfte

Die beiden Bezirksgruppen Mannheim und Heidelberg befassten sich insbesondere 1994 konkret mit Fusionsüberlegungen zu einer gemeinsamen Bezirksgruppe zum 1. Januar 1995. In ihren Mitgliederversammlungen beschlossen die Bezirksgruppen einstimmig in Mannheim am 8. Juni 1994 und in Heidelberg am 21. September 1994, vom 1. Januar 1995 an eine neue gemeinsame Bezirksgruppe zu bilden. Diese Entscheidung wurde vom Vorstand des VMI am 12. Oktober 1994 begrüßt und satzungsgemäß genehmigt.

In der konstituierenden Mitgliederversammlung am 12. Dezember 1994 in Mannheim beschloss diese ihre neue Satzung mit dem Namen Bezirksgruppe Rhein-Neckar des Verbandes der Metallindustrie Baden-Württemberg e. V.

Zum Sitz der Bezirksgruppe wurde Mannheim bestimmt.

Die bisherigen Vorsitzenden der Bezirksgruppen, Dr. Hilmar Dosch (Heidelberg) und RA Klaus Hermann (Mannheim), wurden wie die Mitglieder der bisherigen Bezirksgruppenvorstände in den Vorstand der neuen Bezirksgruppe Rhein-Neckar gewählt, RA Klaus Hermann zum Bezirksgruppenvorsitzenden. Bis Ende 1996 war Heinz Zuberer, von März 1997 bis Juni 2019 war Norbert Johnen, seit Juli 2019 ist Arnd Suck Geschäftsführer der Bezirksgruppe.

Diese neue Situation wurde von den Mitgliedsfirmen schnell aufgenommen und für gut befunden. Die Unternehmen haben erfreut festgestellt, dass die Ansprechbarkeit unserer Juristen und des Verbandsingenieurs trotz vieler auswärtiger Terminverpflichtungen gewährleistet ist. Es war und ist allen Mitarbeitern der neuen Bezirksgruppe ein wichtiges Anliegen, den Beratungsservice nach der Fusion noch zu steigern. Hieran arbeiten alle mit nicht nachlassender Beharrlichkeit.

Zum 01.01.2020 wurde die Bezirksgruppe Rhein-Neckar in "Rhein-Neckar-Odenwald" "umbenannt".

Die Umbenennung soll allen Unternehmen im großen Gebiet der Bezirksgruppe die Möglichkeit einer besseren Identifikation bieten, als dies bisher der Fall war.

 

Vorsitzende der Bezirksgruppe Rhein-Neckar-Odenwald:

Vom  01. Januar 1995 bis 31. Dezember 2000 RA Klaus Hermann, John Deere European Office,
 
vom 01. Januar bis 30. September 2001 Karl Heinz Barz, ABB AG,
 
vom 21. November 2001 bis 18. Juli 2014 Dr. V. Rainer Dulger, Prominent Dosiertechnik GmbH, Heidelberg,
 
vom 22. Juli 2014 bis 09. Januar 2017 Ingolf Prüfer, Deere & Company European Office,
 
seit 09. Januar 2017 Peter Körner, Caterpillar Energy Solutions GmbH.
 
Die Bezirksgruppe Rhein-Neckar-Odenwald umfasst das Gebiet der Stadtkreise Mannheim und Heidelberg, des Rhein-Neckar-Kreises, des Neckar-Odenwald-Kreises und des ehemaligen Landkreises Sinsheim.
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