Erstellt am: 30.03.2023
Körner: „Insgesamt wird sich die M+E-Konjunktur in 2023 bestenfalls seitwärts bewegen“MANNHEIM – Die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie (M+E) in der Region Rhein-Neckar-Odenwald blicken in einer neuen Südwestmetall-Umfrage verhalten auf das laufende Jahr. „Hohe Energie- und Rohstoffpreise, wachsende Unsicherheit an den Märkten, steigende Zinsen sowie das durch den globalen Konjunkturrückgang gestörte Exportgeschäft wirken sich deutlich negativ auf die Nachfrage aus“, sagte der Vorsitzende der Südwestmetall-Bezirksgruppe Rhein-Neckar-Odenwald, Peter Körner, am Donnerstag in Mannheim bei der Vorstellung der Konjunktur-Umfrage.
So liegt der Saldo aus positiven und negativen Antworten bei der wichtigen Kennzahl „Auftragsentwicklung“ in der Umfrage gerade mal bei null. 35 Prozent der befragten Mitgliedsunternehmen rechnen für 2023 mit einer besseren oder erheblich besseren Auftragsentwicklung als im vergangenen Jahr, während ebenfalls 35 Prozent von einer etwas oder erheblich schlechteren Entwicklung ausgehen. Die übrigen Firmen erwarten eine gleichbleibende Auftragslage.
Aufgrund des durch die Lieferkettenprobleme aufgelaufenen Auftragsüberhangs gestalten sich die Produktionsperspektiven insgesamt noch etwas freundlicher. Immerhin 38 Prozent der befragten Unternehmen sagen, dass sie für dieses Jahr mit Produktionssteigerungen rechnen, während 22 Prozent einen sinkenden Output erwarten. Die restlichen Firmen sehen unveränderte Zahlen zum Vorjahr.
Bei der Frage zur Ertragsentwicklung geben 28 Prozent der Unternehmen an, dass sie mit steigenden Erträgen rechnen, während 25 Prozent rückläufige Zahlen erwarten. Das ist nur ein leicht positiver Saldo von +3. Fast die Hälfte (47 Prozent) geht von unveränderten Erträgen aus.
„Der Ausblick ist insgesamt nicht so, dass wir zufrieden sein können“, stellte Körner fest. „Ein durchgreifender Aufschwung ist nirgendwo in Sicht. Die M+E-Konjunktur wird sich bestenfalls seitwärts bewegen.“ Insgesamt werde der Konjunkturverlauf stark von der weiteren Entwicklung der Energiekrise abhängen, so der Bezirksgruppen-Vorsitzende. „Aktuell bewegen sich die Energiepreise bei uns weiter auf einem vielfach höheren Niveau als vor Beginn der Energiekrise. Nicht wenige Firmen haben hier bereits ihre Belastungsgrenzen erreicht“, warnte er.
Südwestmetall begrüße es zwar grundsätzlich, dass die Bundesregierung für gewisse Kostenerleichterungen bei den Energiepreisen gesorgt habe, sagte Körner: „Leider ist aber das ursprüngliche Konzept für die Gas- und Strompreisbremsen durch das europäische Beihilferecht zu stark verwässert worden.“ So sei die maximale Fördergrenze unter dem Druck von Brüssel viel zu niedrig angesetzt worden und werde zudem nur Firmen gewährt, deren operativer Gewinn um mindestens 40 Prozent zurückgeht. „Vorgaben zu Boni- und Dividendenverboten schaffen weitere Hürden und schrecken davor ab, die Preisbremsen überhaupt in Anspruch zu nehmen. Der gewünschte Beitrag zur Stabilisierung der Industrie verpufft so weitgehend,“ kritisierte er.
Die Bundesregierung müsse hier dringend nachbessern und die beihilferechtlichen Anforderungen mit der EU-Kommission nachverhandeln, forderte der Bezirksgruppen-Vorsitzende: „Gleichzeitig müssen die Arbeiten an einem eigenen Industriestrompreis forciert werden. Denn die hohen Energiepreise vernichten die Wettbewerbsfähigkeit zahlreicher Unternehmen. Wir riskieren also in letzter Konsequenz einen Prozess der De-Industrialisierung.“
Der Politik müsse klar sein, dass die Betriebe in dieser Situation keine weiteren Belastungen vertragen könnten, betonte Körner: „Umso unverständlicher ist es, dass die Lohnzusatzkosten zum Jahresanfang erstmals seit über einem Jahrzehnt wieder über die Grenze von 40 Prozent des Bruttolohns getrieben wurden. Und für den Sommer hat die Bundesregierung bereits eine weitere Steigerung ins Auge gefasst.“ So könne es nicht weitergehen, die Unternehmen brauchten jetzt umgehend ein Belastungsmoratorium auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene, sagte der Arbeitgebervertreter.
Arnd Suck
Geschäftsführer